Fotohistoriker

Heinz Gebhardt wurde 1947 in München geboren und erforschte von 1969-1978 als erster in Deutschland die Geschichte der Fotografie im 19. Jahrhundert am Beispiel des Königreichs Bayern. Mit seiner Ausstellung „Photographie im Königreich Bayern 1838-1918“ wurde 1978 das Fotomuseum im Münchner Stadtmuseum eröffnet und das Buch „Königlich Bayerische Photographie“ ist heute ein Standardwerk der Deutschen Fotogeschichte. 1980 fand er den als kriegszerstört gehaltenen Nachlass von Franz Hanfstaengl, des bedeutendsten deutschen Portraitfotografen des 19. Jahrhunderts, dessen Leben und Werk er in seinem Buch „Franz Hanfstaengl - Von der Lithographie zur Photographie“ 1984 veröffentlichte. Dabei stieß er auf Briefe der Verlobten König Ludwigs II. von Bayern, Prinzessin Sophie in Bayern an Edgar Hanfstengl, dem Sohn Franz Hanfstaengls, die das bislang völlig unbekannte Liebesverhältnis der beiden während ihrer Verlobungszeit mit dem „Märchenkönig“ belegen. Das erstmals ausgestellte Gesamtwerk Franz Hanfstaengls im Münchner Stadtmuseum ging 1984 auf seine Initiative als „Stiftung Franz Hanfstaengl“ in den Besitz der Stadt München über. Die Deutsche Gesellschaft für Photographie verlieh ihm 1978 den Forschungspreis für Photographiegeschichte.
München-Chronist

Seit 1968 fotografiert Heinz Gebhardt als freier Bildjournalist für die Münchner Tageszeitungen tz, Abendzeitung, Münchner Merkur, Süddeutsche Zeitung das aktuelle Tagesgeschehen in München, seit den 70er Jahren auch regelmäßig für DIE ZEIT, SPIEGEL und STERN. Als intimer Kenner der Münchner Gesellschaft konnte er zahlreiche Ereignisse fotografieren, zu denen andere Fotografen kaum Zugang hatten. Mit seinen Aufnahmen dokumentierte er als kritischer Zeitzeuge und als Münchner mit großer Zuneigung zu seiner Heimatstadt nicht nur das Zeitgeschehen sondern auch den für Zeitungen und Illustrieren uninteressanten Alltag der Münchnerinnen und Münchner. Seine Fotos sind immer geprägt von kritischer Distanz und von Humor getragener Nähe zu seiner Heimatstadt. Eine enge Freundschaft verband ihn mit dem großen Nachkriegsfotografen Rudi Dix, ein Verwandter des Malers Otto Dix, der ihm testamentarisch 1994 sein umfangreiches Nachkriegs-Archiv vermachte, das Heinz Gebhardt 2004 dem Münchner Stadtarchiv übergab. 2008 wurde Heinz Gebhardt mit der Medaille „ München leuchtet“ in Anerkennung für seine Verdienst um München als Fotograf und Fotohistoriker ausgezeichnet.

Fotograf

Von 1967-1968 besuchte Heinz Gebhardt die Bayerische Staatslehranstalt für Fotografie. Seine Abschlussarbeit war eine Bildreportage über die Mai-Unruhen in Paris 1968, die ihm seinen weiteren Weg als Bildjournalist vorzeichnete. Nach zahlreichen Auslandsreportagen in den 70er Jahren fand er seinen fotografischen Lebensmittelpunkt dann doch in seiner Heimatstadt, in der er das Münchner Leben und die sich ständig wandelnden Strukturen in der Stadt über Jahrzehnte in zigtausend Aufnahmen verewigte. „München ist vielleicht nicht die schönste Stadt in Deutschland, aber ganz bestimmt die schönste Stadt der Welt“ schrieb einmal Sigi Sommer in der Abendzeitung. Mit diesem Satz rechtfertigte Heinz Gebhardt immer dann seine München-Fotos, wenn sie wieder einmal, wie von der Süddeutschen Zeitung hinterfragt wurden “Darf man München eigentlich so schön fotografieren?“ und dann auch die Antwort mitlieferte: „Heinz Gebhardt darf es.“ 1967 erhielt Heinz Gebhardt den Deutschen Jugend-Fotopreis und 1968 den Europa-Jugend-Fotopreis der UNESCO.



   
Wikipedia: Heinz Gebhardt